October 23, 2023

Festivals sind wunderbarere Orte der Begegnung


Yarri Kamara an der Eröffnung von Culturescapes 2023 Sahara

Ich bin heute als Mitglied des künstlerischen Beirats von Culturescapes hier, weil ich Jurriaan Cooiman, Direktor des Festivals, vor zwei Jahren beim Tanzfestival Africa Simply the Best in Burkina Faso kennen gelernt habe. 

Festivals sind wunderbarere Orte der Begegnungen.

Die Welt von heute braucht solche Orte mehr denn je. Man könnte versucht sein zu denken, dass wir in einer ständig vernetzten Welt, mit dem Internet und den sozialen Medien, uns bereits begegnet sind, wir begegnen uns jeden Tag. Aber das ist nicht genug; viele unserer Begegnungsmechanismen sind oberflächlich und flüchtig.

Darin liegt die Schönheit eines Festivals wie Culturescapes, das ein langes Eintauchen in die Landschaften verschiedener Kulturen, Geschichten und Geopolitiken ermöglicht.

Die Herausforderungen, vor denen wir als globale Gemeinschaft heute stehen, sind enorm und viele davon sind ohne echten Dialog und Zusammenarbeit nicht zu bewältigen. Letzten Monat eröffnete der angeschlagene UN-Generalsekretär António Guterres die Debatte in der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit den Worten: Wir befinden uns in einer Phase, in der es um Alles oder Nichts geht. Reform oder Bruch, sagte er. Unsere Welt gerät aus den Fugen, sagte er. Die geopolitischen Spannungen nehmen zu. Die globalen Herausforderungen werden nehmen zu – sei es der Klimanotstand, die zahlreichen Migrationskrisen, die ausufernde künstliche Intelligenz... Und wir scheinen nicht in der Lage zu sein, diese gemeinsam zu bewältigen, so seine Einschätzung.

Festivals wie Culturescapes setzen darauf, unsere Fähigkeit gemeinsam zu handeln zu stärken, indem sie uns mit der Kunst anderer Kulturen in Begegnung bringen. Kunst ist ein Versuch, die Welt zu verstehen. Sie kann in ihren verschiedenen Formen die grösstmögliche Erfahrung des Andersseins bieten.

Dieses Verständnis unserer Welt, nicht nur der Mikrokosmos unseres Alltags, sondern aller Welten, die unsere Menschheit bewohnt, ist entscheidend für unsere Fähigkeit, Probleme gemeinsam anzugehen. Die Erfahrung des Andersseins, sich in die Lage einer anderen Person hineinzuversetzen, ist eine wesentliche Voraussetzung für die Solidarität, an der es innerhalb und zwischen Gemeinschaften oft mangelt.

Der malische Schriftsteller Amadou Hampâté Bâ sagte über Intoleranz: "Intoleranz, die eng mit Unwissenheit und geistiger Unreife verbunden ist, ist nicht auf eine bestimmte Rasse oder Gemeinschaft beschränkt. Sie ist eine menschliche Krankheit, die allen gemein ist .... Im Verborgenen, in einer dunklen Ecke unseres Wesens lauert die Intoleranz und droht ständig ihre Krallen auszufahren, sobald wir in Anderen einen Unterschied entdecken, den wir nicht verstehen können."

Die Performances, Kunstwerke und öffentlichen Gespräche, die Culturescapes 2023 Sahara ausmachen, werden Euch verschiedene Versuche bieten, die riesige Region Sahara zu verstehen - sowohl ihre Katastrophen und Freuden (denn eine Region besteht nie nur aus Katastrophen), als auch ihre Visionen für die Zukunft. Und hoffentlich werden einige dieser Krallen, die in den Migrationsketten von der Sahara zum Mittelmeer, die Krallen, die in den Verhandlungen über den Klimawandel und so weiter sichtbar sind, gestutzt werden.

Das Eröffnungsstück kommt aus Burkina Faso, einem Land, das mir sehr am Herzen liegt. Der Titel «C la Vie» erinnert uns an etwas, was wir alle gemeinsam haben: das Leben. Wir können wählen, ob wir den Titel auf Englisch als "that's life" lesen, was eine gewisse Resignation impliziert; oder wir können ihn als "this is life" lesen, als freudige Bejahung, als das Ergreifen der Möglichkeiten, die uns dieser gemeinsame Zustand namens Leben bietet. Ja, C'est la vie!

 

Fotos: Mathew Lee/Roche

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