Im Jahr 2023 lag der Schwerpunkt der 17. Ausgabe von Culturescapes auf der Sahara. Durch die Verbindung der Meere und Ozeane auf den gegenüberliegenden Seiten des Kontinents war die Sahara einst ein Netz von Wegen und Reiserouten, das Völker und Kulturen beförderte und verband. Gemeinsam mit Künstler*innen und Kurator*innen aus der Sahara und ihrer Umgebung möchte Culturescapes über die heutige Sahara sprechen.
Culturescapes 2023 Sahara brachte 129 bildende Künstler:innen, Performer:innen, Tänzer:innen, Theatergruppen, Musiker:innen, Filmemacher:innen, Schriftsteller:innen und Denker:innen in einem zweimonatigen Programm zusammen, das über Basel hinaus in andere Kantone der Schweiz sowie nach Deutschland, Frankreich und Belgien reichte: Bern, Zug, Bellinzona, Chur, Lausanne, Zürich, Baden, Dornach, sowie Bielefeld, Mulhouse, Dresden, Kortrijk, Valencienes und Roubaix.
Die Künstler:innen gestalteten 127 Veranstaltungen in 39 Partnerinstitutionen und brachten rund 42.000 Besucher:innen zusammen.
Wir befassen uns mit den sich verschiebenden Grenzen der Wüste und den postkolonialen Grenzen der afrikanischen Länder, hinterfragen die Widerstandsfähigkeit als Schlüsselmerkmal der politischen und sozio-ökologischen Realität in Afrika und stellen uns die möglichen Zukünfte aus der Sicht der vom Klimawandel betroffenen Weiten der Sahara vor.
Grenzen: Wenn wir auf die Landkarte schauen, fällt der afrikanische Kontinent (und die Sahara als Teil davon) durch die geraden Linien und Winkel der Grenzen zwischen den Ländern auf. Der Prozess der künstlichen Aufteilung des Kontinents entsprechend den kolonialen Einflusssphären, ungeachtet historischer, sozialer und kultureller Bindungen, überschneidet sich mit dem Bild der Sahara als einem Meer aus Sand und Hitze, einer ultimativen Grenze für Menschen und Leben. Trotz des populären Bildes und der rauen Bedingungen ist und war die Sahara jedoch weder leblos noch undurchlässig. Eine Vielzahl von Spezies, darunter auch der Mensch, haben die Sahara zu ihrer Heimat und zu ihrer Reiseroute gemacht. Wir wollen die Vorstellung von Grenzen und sowohl natürlichen als auch von Menschen gemachten Abgrenzungen hinterfragen und die Machtstrukturen untersuchen, die sie ermöglichen und aufrechterhalten, sowie die Verflechtungen und Beziehungen, die unter und jenseits der Grenzen liegen.
Widerstandsfähigkeit: Der Begriff Wüste weckt die Vorstellung von extrem harten Bedingungen, vom Kampf um Leben und Überleben. In der Sahara geht es um Widerstandsfähigkeit. In der politischen und kulturellen Geschichte Afrikas allgemein scheint es um Resilienz zu gehen. Heutzutage preist der globale Norden Resilienz als eine Eigenschaft, die man bewundern und von der man lernen kann. Aber ist sie auch zu bewundern? Beharrlichkeit ist Teil ungleicher Gesellschaften, in denen die Mächtigen um mehr Macht kämpfen und die Resilienz den Unterprivilegierten und Machtlosen überlassen wird. Wir wollen die Tugenden der "Resilienz" in Bezug auf die sozialen und ökologischen Verhältnisse in der Sahara-Region untersuchen.
Zukünfte: Angesichts des globalen Klimawandels und des Anstiegs der Durchschnitts-temperaturen wird das trockene und heiße Wüstenland die Zukunft von Millionen von Menschen sein und eine Massenmigration zu weiteren Millionen Menschen auslösen. Für andere, vielleicht privilegiertere und wohlhabendere Bewohner des globalen Nordens, könnte die Zukunft ähnlich aussehen wie die Gegenwart in vielen Ländern rund um die Sahara: Überbevölkerung, zunehmende Armut, veränderte Zugänglichkeit von Nahrungsmitteln und sauberem Wasser. Wie wird die Zukunft der Sahara aussehen? Was wäre, wenn die Sahara die Zukunft wäre?