February 09, 2022

Culturescapes 2023 Sahara

Nachdem das Kulturfestival im vergangenen Jahr den Regenwald in den Fokus stellte, verlagert Culturescapes 2023 die Perspektive entlang den Staubwolken, die Tausende von Kilometern über den Atlantik ziehen, um den Boden des Amazonas zu düngen und ihn so zu einer der reichsten Biome der Erde machen. Die Staubwolken stammen aus der Sahara, dem heissen Herzen Afrikas – der Fokusregion von Culturescapes 2023.

Die Sahara, die die Meere und Ozeane auf den gegenüberliegenden Seiten des afrikanischen Kontinents miteinander verbindet, war einst ein Netz von Pfaden und Reisewegen, das Völker und Kulturen miteinander verband. Später wurde ihr südwestlicher Rand zum Ausgangspunkt einer anderen Reiseroute – derjenigen, auf der Sklav*innen  über den Atlantik gebracht wurden.

Gemeinsam mit Künstler*innen und Kurator*innen aus der Sahara und ihrer Umgebung möchte Culturescapes über die heutige Sahara sprechen. Dafür werden wir uns mit den sich verschiebenden Grenzen der Wüste und den postkolonialen Grenzen der afrikanischen Länder befassen, die Resilienz als Schlüsselmerkmal der politischen und sozio-ökologischen Realität in Afrika hinterfragen und uns die möglichen Zukünfte aus der Sicht der vom Klimawandel betroffenen Weite der Sahara vorstellen.

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GRENZEN: Wenn wir auf die Landkarte schauen, fällt der afrikanische Kontinent (und die Sahara als Teil davon) durch die geraden Linien und Winkel der Grenzen zwischen den Ländern auf. Der Prozess der künstlichen Aufteilung des Kontinents entlang der kolonialen Einflusssphären, ungeachtet historischer, sozialer und kultureller Bindungen, überschneidet sich mit dem Bild der Sahara als einem Meer aus Sand und Hitze, einer ultimativen Grenze für Mensch und Leben. Trotz des populären Bildes und der rauen Bedingungen ist und war die Sahara jedoch weder leblos noch undurchlässig. Eine Vielzahl von Spezies, darunter auch der Mensch, haben die Sahara zu ihrer Heimat und zu ihrer Reiseroute gemacht. Wir wollen die Vorstellung von sowohl natürlichen als auch menschgemachten Grenzen und Abgrenzungen hinterfragen und die Machtstrukturen untersuchen, die sie aufrechterhalten. Auch wollen wir die Verflechtungen und Beziehungen genauer betrachten, die unter und jenseits der Grenzen liegen.

RESILIENZ: Der Begriff Wüste weckt die Vorstellung von extrem harten Bedingungen, vom Kampf um Leben und Überleben - die Sahara steht für Widerstandsfähigkeit. Auch in der politischen und kulturellen Geschichte Afrikas im Allgemeinen scheint es um Resilienz zu gehen. Heutzutage preist der globale Norden Resilienz als eine Eigenschaft an, die man bewundern und von der man lernen soll. Aber sollte man sie bewundern? Beharrlichkeit ist Teil ungleicher Gesellschaften, in denen die Mächtigen um mehr Macht kämpfen und die Resilienz den Unterprivilegierten und Machtlosen überlassen wird. Wir wollen die Vorteile und den Nutzen der "Resilienz" in Bezug auf die sozialen und ökologischen Verhältnisse in der Sahara-Region untersuchen.

ZUKÜNFTE: Angesichts des globalen Klimawandels und des Anstiegs der Durchschnittstemperaturen wird trockenes und heisses Wüstenland die Zukunft von Millionen von Menschen sein und zu einer Massenmigration führen. Für andere, vielleicht privilegiertere und wohlhabendere Bewohner*innen des globalen Nordens, könnte die Zukunft ähnlich aussehen wie die Gegenwart in vielen Ländern rund um die Sahara: Überbevölkerung, zunehmende Armut, veränderte Zugänglichkeit von Nahrungsmitteln und sauberem Wasser. Wie wird die Zukunft der Sahara aussehen? Was wäre, wenn die Sahara die Zukunft wäre?

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